Unser Dorf

Fakten:

Einwohner: 925
Gemarkungsfläche: 1.371 ha
Höhenmeter: 665-760 m

Geschichte der Gemeinde Ziegelbach in Kürze

Geologie:
Ziegelbach liegt am Südostrand des Wurzacher Beckens. Dieses Becken entstand am Ende der letzten Eiszeit vor ca. 15000 Jahren. Eine Gletscherzunge des Rheingletschers, die in Rohrbach ihren Maximalstand erreichte, spülte beim Abschmelzen den mitgebrachten Schutt in das von älteren Eiszeiten hinterlassene Tal und füllte es so auf sein heutiges Niveau auf. Darunter befindet sich ein ca. 1000 m mächtiger Sockel aus dem Tertiär der in Oberziegelbach als Lehm an die Oberfläche tritt. Das Greut wiederum liegt auf einem Schotterfeld der vorletzten Eiszeit (Risseiszeit), denn während der Eiszeiten findet in Oberschwaben eine ständige Landhebung statt.

Erste Besiedlung:
Ein Zeugnis erster menschlicher Besiedlung auf dieser Talseite sind die Wallanlagen in Oberziegelbach, die auf eine Viereckschanze aus keltischer Zeit schließen lassen. Die erste Urkundliche Erwährung einer Pfarrei Ziegelbach ist uns aus dem Jahr 1275 erhalten.
Das Patronat, das Vogtrecht die Gerichtsbarkeit und hiermit Güter und Leibeigene der Pfarrei Ziegelbach, Himbach und Waldhaus wechselten in der Übergangszeit vom Mittelalter in die Neuzeit mehrmals den Lehnsherrn. So kam das Patronatsrecht von den Schenken von Ittendorf-Schmalegg an die Herren von Königseggwald danach an die Hohenfels und anschließend an den Patrizier Konrad Faber von Waldsee. Dieser verkaufte es dem Spital Waldsee und dieses der Stadt Waldsee die es bis 1806 inne hatte. Die Gerichtsbarkeit kam teils 1540, teils 1743 an die Herrschaft Wolfegg. Auch in den Weilern Rohrbach und Beutels die bis 1812 zur Pfarrei Wurzach gehörten, hatten verschiedene Herrschaften, wie z.B. das Kloster Schussenried, und die Herren von Altmannshausen ihre Lehensgüter.

Von der Neuzeit bis Heute:
Im Bauernkrieg sollen wohl die Ziegelbacher Bauern dem Truchsess treu geblieben sein und sich nicht an der Schlacht in Wurzach beteiligt haben.
Der Dreißigjährige Krieg begann wie in ganz Oberschwaben mit Teuerung und Hungersnot. Kaiserliche Truppen die Oberschwaben schützen sollten, hausten „das es zum Erbarmen ist“ und schleppten 1628 die erste von drei Pestwellen ein. Nach der 1631 gewonnenen Schlacht von Breitenfeld war für die Schweden der Weg nach Süden frei und unser Land wurde von ständig wechselnden Truppendurchzügen verheert. Von Rohrbach ist überliefert, dass es bis auf ein altes Weib ausgestorben ist.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden die Menschen aus Vorarlberg und aus der Schweiz mit 10 Jähriger Steuerfreiheit geworben, um das Land wieder fruchtbar zu machen.
In Ziegelbach ließen sich unter anderem nieder: Jäger aus Landeck, Gresser aus Andelsbuch, Lorenz aus Graubünden, Kekeisen aus Vorarlberg, Netzer vom Montafon…
1642 wurde eine neue Kirche errichtet. Diese erhielt um 1730 drei neue Barockaltäre und 1758 wandelte Pfarrer Denz die Marien-Wallfahrtskirche zur Kirche des Hl. Kilian. 1772 errichtete die Gemeinde in Oberziegelbach ein Badhaus. Von 1788 bis 1815 erfolgte die Vereinödung der Öschwiesen und einzelne Bauern aus Ziegelbach wie Binder, Veeser, Huchler und Fimpel siedelten auf der Haid.
Während der napoleonischen Kriege musste die Gemeinde Ziegelbach auch Einquartierungen, Truppenrequirierungen und Kontributionen auf sich nehmen.
Im Zuge der Mediatisierung kam 1806 mit Waldsee auch Ziegelbach von Österreich an das Haus Württemberg und wurde mit Haidgau zu einer Schultheißerei vereint. 8 Jahre später löste man Ziegelbach von Haidgau und bildete mit Rohrbach eine neue Gemeinde mit Josef Anton Häfele aus Beutels als erstem Bürgermeister. Dies war auch die Zeit in der sich die Bauern von der Leibeigenschaft loskauften. Während sich andernorts Industriebetriebe entwickelten blieb Ziegelbach bäuerlich geprägt. 1904 kam der Eisenbahn- und der Telefonanschluss nach Ziegelbach. 1908 erhielt der Ort eine neue Wasserversorgung und im Greut wurde das letzte Gebäude mit Strohdach abgerissen. 1923 erfolgte der elektrische Anschluss der Gemeinde.
Im Ersten Weltkrieg sind 19, im zweiten Weltkrieg 28 Ziegelbacher gefallen.
Der 27. April 1945 ist wohl der schwärzeste Tag in der jüngeren Geschichte Ziegelbachs. Nachdem die Französischen Truppen in Ziegelbach auf SS-Widerstand gestoßen sind, rückten sie mit Panzern vor und beschossen den Ort mit Phosphor- und Sprenggranaten. 2 Wohnhäuser, 6 Wohn- und Ökonomiegebäude, der Gasthof Adler sowie das Schul und Rathaus wurden ein Raub der Flammen. 120 Rinder, 18 Pferde sowie Schweine und Geflügel sind verbrannt. Bei Familie Schwarz kam die Mutter durch einen Herzschuss ums Leben.
Der Wiederaufbau war mühsam und dauerte mehrere Jahre. Erst im Dezember 1948 konnte das Schul- und Rathaus wieder bezogen werden. Pfarrer Baumann hat sich in dieser Zeit sehr für die Gemeinde eingesetzt. In einer Spendenaktion sammelte er 75 000 Reichsmark für die Geschädigten. 1968 wurde der neue Kindergarten mit Gymnastikraum eingeweiht. 1980 erhielt der alte Pfarrstadel seine heutige Bestimmung. 1987 errichtete die Gemeinde ein neues Feuerwehrhaus. 1989 wurde die Kirche wieder „unserer lieben Frau“ geweiht.

Andreas Forderer – Ziegelbach, den 28.12.2004